Space, Place and Interface: Being in the Early Modern World

Die Graduiertenkonferenz „Space, Place and Interface: Being in the Early Modern World“ an der University of Exeter war die zweite Plattform, bei der ich in diesem Jahr meine aktuellen Erkenntnisse aus dem Bereich der ‚Shakespeare Studies‘ vorstellen durfte.
von Valentina Finger | 30. Oktober 2018

Dass es mich mit meinem Thema „Crossing Canals, Crossing Gender: Venice and the Topos of Disguise in Shakespeare’s The Merchant of Venice“ im Februar nach London und schon im Mai darauf nach Exeter verschlagen hat, geht auf das Blockseminar „Shakespeare and the World of Venice“ an der Venice International University im Sommersemester 2017 zurück, wobei die meinem Vortrag zugrundeliegende Arbeit entstanden ist. Geleitet wurde das Seminar von Prof. Dr. Tobias Döring aus der Englischen Philologie, der bereits zuvor meine Bachelor-Arbeit betreut hat. Als Seminar und Seminararbeit erledigt waren, schickte mir Professor Döring eine E-Mail, die er von seinem Kollegen Prof. Gordon McMullan vom King’s College London bekommen hatte mit der Bitte, sie an interessierte LMU-Studierende weiterzuleiten. Inhalt war ein sogenannter ‚Call for Papers‘, also ein Aufruf an potentielle ‚Speaker‘, Bewerbungen für Konferenzbeiträge einzusenden. London, das King’s College und Professor McMullan kannte ich gut von meinem Erasmus-Aufenthalt dort im Studienjahr 2015/16 und wollte unter anderem deshalb unbedingt bei der Konferenz dabei sein. Angenommen wurde ich für ein fünfminütiges Mini-Paper, was weniger war als erhofft (15 bis 20 Minuten sind die Regel), aber Grund genug, mit einem frisch erarbeiteten Kurzvortrag nach London zu reisen.

Obwohl die anderen Teilnehmer dort alle freundlich und größtenteils als Promovierende oder sogar noch Master-Studierende selbst noch nicht so viel weiter in ihrer Laufbahn waren als ich, war ich unheimlich nervös und bin immer noch erleichtert, dass diese Nervosität scheinbar nicht so offensichtlich war wie es sich angefühlt hat. Das zumindest hat mir unter anderem Lucy Munro bestätigt, eine andere Dozentin, die ich bereits aus meiner Erasmus-Zeit kannte.

Auf ihren Rat geht es auch zurück, dass ich nur drei Monate später in Exeter erneut über Shakespeare und Venedig sprechen durfte: Sie gab mir den Kontakt eines Professors aus Sussex, der eine Art ‚Early Modern Newsletter‘ pflegt und per E-Mail regelmäßig über Events aus diesem Forschungsbereich informiert. Für mich persönlich hat diese Erfahrung unter anderem bestätigt, dass man – so banal es klingt – tatsächlich einfach mit den Personen, die einem potentiell neue Chancen eröffnen könnten, reden muss, anstatt abzuwarten, dass von selbst etwas passiert. Eine von Professor Tom Healys ersten Mails war der ‚Call for Paper‘ für die Graduiertenkonferenz in Exeter. Die ‚Space‘-Thematik passte wunderbar zu meinem Venedig-Thema, also bewarb ich mich. Das Prozedere war ganz ähnlich wie für London, alles läuft über Online-Formulare, meist sind Eckdaten zur Person sowie ein Abstract von circa 200 bis 300 Worten des Paper-Vorschlags einzureichen. Dass es wieder klappen würde, habe ich nicht wirklich erwartet. Gefreut habe ich mich dafür umso mehr, auch deshalb, weil ich diesmal zu den regulären 20-Minuten-Rednern gehörte. Das bedeutete zwar, erneut einen quasi völlig neuen Vortrag aus meiner Seminararbeit zu erarbeiten, aber das war es natürlich wert.

Nun ist aber eine Reise nach Exeter, eine kleine Universitätsstadt im Südwesten Englands, nicht so einfach, wie man es vom meist nicht übermäßig teuren und schnellen Trip nach London gewohnt ist. Es hat eine Weile gedauert, bis ich für mich eine geeignete Anreiseroute herausgefiltert habe. Von den verschiedenen Optionen, die es von München aus gibt, habe ich mich dafür entschieden, nach London Heathrow zu fliegen, da von dort aus eine direkte, etwa dreieinhalb Stunden dauernde Coach-Verbindung nach Exeter besteht.

Exeter ist eine kleine Universitätsstadt im Südwesten Englands

Man ist etwa einen halben Tag unterwegs, was schlauchen kann, aber da ich extra einen Tag vor der Konferenz an- und erst am Tag nach der Konferenz wieder zurückgereist bin, war es in Ordnung. Die Erfahrungen, die ich im Endeffekt in Exeter gemacht habe, waren durchwegs positiv. Ich habe sehr viele spannende Menschen kennengelernt, mit denen ich mich über meine Shakespeare-Leidenschaft (aber auch zu deren, oft ganz anderen Fachgebieten) austauschen konnte. Die Konferenz war intimer und kleiner gestaltet als in London, kein großer Vorlesungssaal, sondern ein eher kleiner Glaskubus auf dem begrünten Unigelände und mit weitaus weniger Teilnehmern. Es wurde, wie auch in London schon, viel Wert auf die Interaktion der Anwesenden gelegt, es gab viele Kaffeepausen, tolles Mittagscatering und ein gemeinsames ‚Conference Dinner‘ in der Innenstadt. Die Diskussionsatmosphäre im Anschluss an jeden Vortragsblock war lebendig, die Beiträge aber nie angreifend oder einschüchternd, sondern stets wohlwollend, interessiert oder mit Denkanstößen gespickt.
In der Kathedrale St. Peter in Exeter

Für meine weitere universitäre Laufbahn waren diese Erfahrungen essentiell. Ich arbeite derzeit an meiner Master-Arbeit zum Thema „Painted Faces: Maquillage und Maskerade in Shakespeares Dramen“, die meinen Fokus auf Schein und Sein bei Shakespeare fortsetzt. Für das kommende Jahr plane ich außerdem, mit meiner Promotion zu einem verwandten Schwerpunkt zu starten. Mit einem Promotionsprozess verbunden sind optimalerweise regelmäßige Besuche von derartigen Konferenzen, um den Status der eigenen Arbeit vorzustellen und neue Inspiration von anderen zu bekommen.

Die Versagensangst vor derartigen Veranstaltungen wurde mir durch meine Teilnahme in London und Exeter definitiv genommen. Ich werde bestimmt auch weiterhin nervös sein, aber dafür weiß ich jetzt, wie diese Treffen ablaufen und dass einem dort ganz bestimmt keiner etwas Böses will. Wie viele vergleichbare Events findet die Graduiertenkonferenz in Exeter jedes Jahr statt. Von einigen Studierenden und Veranstaltern vor Ort, mit denen ich mich teilweise so gut verstanden habe, dass ich beim Abschied fast etwas wehmütig wurde, wurde ich beim Weinempfang am letzten Abend ermuntert, doch auch im nächsten Jahr dabei zu sein. Ich weiß natürlich noch nicht, ob ich bis dahin wieder etwas Passendes zu präsentieren habe. Aber wenn dem so sein sollte, denke ich auf jeden Fall darüber nach, zum zweiten Mal nach Exeter zu fahren.